Aus meiner persönlichen Enttäuschung von I:R und der tatsache, dass ich unglaublich gern dieses Setting Spiele - hab ich mir mal wieder was alt bewährtes Installiert.
Rome - Total War (der erste Teil).
Zunächst zielt creative assembly garnicht darauf ab ein "grand strategy game" zu sein. Macht es im Kampagnenmodus aber in fast jeder hinsicht besser als es Imperator Rome tut. Und das Spiel ist 15 Jahre alt.
Fangen wir mal an, und versuchen so objektiv wie möglich zu bleiben.
Dieser Vergleich bezieht sich auf die Kampagnenkarte von Rome Total war. Der Schlachtensimulator ist erstmal außen vor in den direkten Vergleichen.
Die Nationen
In Rome:TW
Hier haben wir unterm Strich weniger spielbare nationen. Aber die Nationen sind wesentlich differenzierter. Die meisten Nationen haben ein einzigartiges Gebäude oder zum mindest eine einzigartige einheit.
z.B. Berserker der Germanen, Spartanische Hopliten aus Sparta, Kataphrakt-Kavallarie aus Parthien, Streitwagen aus britannien usw.
Es sind spürbare unterschiede im spielstil der Barbarenhorden, der grieschichen hoplitenarmeen, der reitervölker, der karthagischen elefanten oder den römischen legionären zu erkennen.
Das bringt einen erheblichen wiederspielwert und ein deutlich anderes gefühl.
Ich persönlich kann durch diese einzigartigen Einheiten, Gebäude und taktiken eine deutlich rollenspiel ähnlichere verbindung zu der nation aufbauen.
In Imperator Rome
Wir haben jede menge Spielbarer nationen und stämme. Leider sind der großteil davon generisch und bieten daher keine einzigartigkeit. Und damit gilt für mich Qualität > quanität.
Es gibt keinen einzigen unterschied in den gebäuden. Keinen unterschied in den einheiten.
Wenn man alle ressourcen einhandelt, kann man ebenso schwere infanterie bauen wie römer oder berittene bogenschützen wie sarmatien falls man steppenpferde kriegt.
Fairerweise muss man sagen, dass beritt. Bogenschützen eine gewisse einzigartigkeit bieten - da sie relativ stark limitiert in der verfügbarkeit sind.
Für elefanten mag das gleiche gelten. Aber einzigartig per definition sind beide einheitentypen damit nicht.
Einheiten heißen zwar bei barbaren anders als bei römern. Aber das ist der einzige unterschied.
Also demnach leider keine einzigartigen Einheiten mit einzigartigen Vorteilen.
keine...
- Spartiaten bzw generell Phalanx Infanterie
- keine Beserker
- keine prätorianischen Kohorten
- Keine Kriegshunde
- keine "kreischenden Frauen"
...
also keine Einheiten die mit gewissen Fähigkeiten den ausgang von schlachten und kriegen beeinflussen könnte.
Die Gebäude
Rome:TW
Hier bietet uns das Spiel eine große Palette an Gebäuden. Unter anderem können wir Städte eher militärisch ausbauen oder wirtschaftlich. (Farmen, Kasernen, Schießplätze, Straßen usw)
Viele der Gebäude sind gängige Standartgebäude die man in den meisten Strategiespielen findet.
Zusätzlich kann man aber in römischen Städten eine Arena bauen (Kolusseum) und in Barbarischen Städten div. schreine oder andere heidnisch geprägte gebäude. Welche u.A. div. Bonis oder Einheiten freischalten.
Wir können gezielt Schiffswerften in Regionen errichten. Straßen ausbauen, Landwirtschaft ausbauen oder ganze Regionen als Militärische Schmieden umfunktionieren.
Man ist nicht stark limitiert in dem Bau. Die Stufe der Siedlung/Stadt gibt an, welche Gebäude verfügbar werden.
Imperator Rome
Wo fang ich da an, damit es noch objektiv bleibt...
Nun, wir haben 4 Gebäude. Egal obs ein Dorf ist, eine Stadt oder eine Metropole.
Wir sind stark limitiert in der Anzahl der Gebäude. Mit Steigender bevölkerung können wir einen gebäudeslot mehr belegen.
Die meisten Städte haben 2-4 Bauplätze standartgemäß.
Die Gebäude bieten nur relative Vorteile für EINE BEVÖLKERUNGSGRUPPE.
Kornspeicher -> beeinflussen Sklaven und "kurbeln" das Bevölkerungswachstum in einem zu geringen Maß an.
Festungen -> naja, Erobern des Gebiets verzögert sich und man bekommt kleine Bonis auf Verteidigungen. Kostet aber ein Schweinegeld so ne Festung im Unterhalt.
Kasernen -> geben mehr Rekruten.. (Gilt nur für Freie Männer und Stammesmitglieder)
Marktplatz -> erhöht Steuer und Handelseinnahmen und erhöht Zivilisationswert, der ebenfalls wieder Steuern und Handel beeinflusst.
Generell ziemlich fragwürdig. 4 Gebäude in einem "GRAND STRATEGY GAME"?! mh..
Warum kann ich keine Häfen dort bauen wo ich will?
Warum kann ich kein Kolusseum bauen?
Warum kann ich keine Tempelanlagen, Schreine oder sonstiges Bauen?
mir fehlt hier ganz klar die komplexität eines Grand strategie games..
Der Handel
Rome:TW
Der Handel in Rome:TW ist zugegeben, komplett passiv und nahezu nicht existent.
Man geht mit einem Diplomaten zu einer Fraktion, fragt nach Handelsrechten und schon handelt man passiv.
Die Ressourcen, welche auf der Map durch eroberung zu ergattern sind, erhöhen die häufigkeit und den wert des handels.
Man beeinflusst also nur sehr bedingt den handel.
Imperator Rome
in der Theorie ein nettes konzept. Leider kann man Exporte garnicht beeinflussen und man muss teilweise glück haben, dass einem die nicht gewollten überschüsse abgenommen werden.
Mag evtl. realistisch sein, aber bei einigen der kleinen Nationen ist man zwingend drauf angewiesen um überhaupt einnahmen zu erzielen.
Das Überschüsse und ressourcen relative Bonis geben halte ich für sehr interessante Ansätze.
Leider mangelhaft umgesetzt. Teilweise sind die Bonis unwichtig, zu schwach oder viiiel zu stark.
Da bedarf es mMn noch einiger anpassungen damit das handelssystem interessanter wird.
Jetzt nimmt man alle exporte an, außer die - welche den Hauptstadtüberschuss einer guten ressource entfernen würde und dann wartet man.
Militärische Konflikte
Rome:TW
Hier bietet uns das Spiel wieder (je nach Nation) eine kleine bis extrem große Palette an einheiten.
Wie oben beschrieben gibt es einzigartige Einheiten pro nation. Schwere Römische Kohorten, Phalanxinfantiere usw.
Durch die Einheitenvielfalt und die Unterschiede der militärischen Kultur einer Nation ergeben sich sehr taktische Kämpfe und möglichkeiten.
Als Bonus kommt hierzu noch, dass man die gesamte Schlacht inkl aufstellung manuell vornehmen kann und damit hat Rome TW eigentlich eh schon in dieser Hinsicht gewonnen
Ferner müssen angeschlagene Einheiten zurück in eine Stadt um dort wieder Reorganisiert zu werden.
Ein Zermürbungssystem entfällt aber leider gänzlich.
Generäle haben gefühlt mehr einfluss auf die gefechte.
Generäle erhöhen ihre militärischen Fähigkeiten durch Gefolge und erlangte Fähigkeiten. Welche direkten Einfluss auf die Moral und Fähigkeiten der Truppe im Kampf haben.
z.B. das Söldnergefolge, welches Bonus Kommando gibt. Oder Militärgenie, welches wiederrum +3 Kommandofähigkeit gibt und die Armee immer weiter verbessert umso mehr Schlachten man gewinnt.
Einheiten steigen deutlich besser in der Erfahrung auf und verlieren nicht im höheren Maße erfahrung durch verluste als durch siege gewonnen wird.
Einheiten sind durch bestimmte gebäude verbesserbar. Was ihre Kampfkraft steigert.
Generäle sind in der Lage Söldner lokal anzuheuern. Und zwar immer nur sehr limitiert und nicht gleich riesige Armeen, welche in I:R. einfach oft unfair stehen und total game breaking sein können.
Generäle können kleine Forts errichten um zB. einen Gebirgspass zu "sperren". Gibt wieder unheimlich taktische Tiefe.
Und zu guter letzt:
Hochwertige Truppen konnten mit überwältigen Überzahlen der gegnerischen Armee trotzdem gewinnen oder zum mindest einen sehr hohen Einfluss auf folgende Begegnungen haben. Indem man zB Phalanx Infanterie im manuellen Modus so positionierte, dass ein Engpass entstand. ( wie in 300 ).
Imperator Rome
Wie schon gesagt... Leider einheitsbrei.
Alle nationen bauen die gleichen Einheiten sofern Ressourcen eingehandelt wurden.
Generäle sind einheitsbrei - steigen nicht im militärischen Geschick auf durch siege. (und falls doch, dann soooo selten das ich es nach 15 Stunden gametime noch nicht einmal gesehen habe)
Keine taktische tiefe. Die voreinstellungen der Armeen (Nahkampf, Hit and Run usw) sind zwar soweit ganz nett, hat aber gefühlt keinen einfluss auf schlachten.
Aber allgemein gilt : größerer Armeeknubbel gewinnt.
(div. male getestet. zB mal 5000 schwere Infanterie gegen 8000 leichte antreten lassen. Angeblich soll schwere inf. einen nicht unerheblichen bonus gegen leichte haben... aber war wohl nix
)
Einheiten verlieren mehr Erfahrung als sie kriegen. (typisches Paradox problem - ähnliches stellte ich immer wieder in HOI 4 fest)
Egal wo die Armee ist, wenn sie nicht kämpft oder belagert, stellt sie automatisch kampfkraft her.
Mag in gewisser weise realistisch sein - aber nicht in diesem ausmaß.
Automatische reorganisation von armeen is absoluter schwachsinn.
Keine upgrades für einheiten.
Keine wirklich taktische Karte. Da immer nur von Region zu Region bewegt wird.
Zu guter letzt ein zweischneidiges Schwert:
Das Supply/Zermürbungssystem.
Einerseits eine tolle sache, dass zB schwere Infanterie in der Wüste eher zu grunde geht, als leichte Infanterie. Und das überhaupt soldaten in wüsten beim durchmarsch verrecken.
Das ist wirklich toll und gibt einem zu denken bevor man mit seiner armee loszieht.
Auf der anderen seite ist das abseits der wüste teilweise soooooooooo bescheuert.
In einer Region kann ich 30.000 Soldaten ohne zermürbung unterhalten. In der direkt angrenzenden Region aber nur 6.000...
Warum?! Beides ackerland, beides hat annäherd gleich viele bürger..
absolute schwachsinniges system wie es bei HOI4 auch teilweise der Fall ist.
Dort kann man es aber durch gebäude beeinfluss
- das geht hier natürlich nicht. Kommt dann im nächsten DLC für 20 Euro.
Die Diplomatie
Rome:TW
Teilweise in die Jahre gekommen. Aber Grundsolide.
Eigentlich alles was Imperator Rome auch bietet.
Negativ fällt hier oft nur auf, dass drohungen und zB verlangte Tributzahlungen ala "nehmt an, oder ich greif dich an" so gut wie nie von der KI angenommen werden. Auch wenn man mit 100.000 mann vor ihrer letzten Stadt steht und die gleich platt macht.
Aber sonst - Grundsolide. Nicht ein Hit - aber auch kein totaler Flop.
Imperator Rome
in der Theorie sehr umfangreich. Aber durch limitation von Regional- zu lokal- zu groß- zu weltmacht teilweise total unübersichtlich und unlogisch.
Drohungen klappen nur nach "zufallsprinzip". Relative Stärke usw ist nur eine vorraussetzung diesen Button überhaupt erst anklicken zu dürfen.
BÜNDNISHOPPING VOM ALLERFEINSTEN. Das ist sooo verdammt nervtötend.
Gerade die Barbarischen Ecken, die Griechische halbinsel und div. kleine Nationenhaufen verbünden sich im minutentakt wie bei "reise nach jerusalem".
Man bereitet einen krieg vor gegen ein land welches keine garantie hat, und keine verbündeten. Zwei klicks später garantiert die halbe welt und jede menge andere länder sind mit denen verbündet.
Dann bröckeln bündisse zwei klicks später wieder und alles ist wieder umgeworfen.
Man ist also immer wieder dabei die diplomatie der anderen länder minütlich aufs neue zu studieren.
Eigene verbündete sind auch wie die fahnen im wind. Heute mal so- morgen mal so.
Absolut nervig.
Vor allem weil man als kleine Nation so ganz schnell mal in eine "Falle" tappt und auf einmal 3 großmächte gegen sich hat weil man die garantierte unabhängigkeit die grad mal eben spontan erklärt wurde nicht sofort aufgefallen ist.
Teilweise auch sehr unlogische garantien. z.B. Garantieren griechische Kulturnationen irgendwelchen Barbarenkulturen am poppes der heide die unabhängigkeit.
Und dann kriegt auch jeder hans und franz überall durchmarschrechte, damit auch der letzte geologische Vorteil der map und grenzen zunichte gemacht wird.
Ressourcen, Forschung, Charaktere und Sonstiges
Rome:TW
Relativ simpel. Gold ist die währung und die ressource für alles.
Rekruten werden durch die Bevölkerung der Städte bestimmt.
Viel zu sagen gibts da eigentlich nicht.
Charaktere sind grundsätzlich nicht beeinflussbar. Nicht direkt jedenfalls.
Ein Diplomat welcher oft diplomatischen Erfolg hat, erhöht seine Skills und wird damit besser.
Ein siegreicher General wird besser im Kampf. Rekrutiert er viele Söldner, kann er Gefolge bekommen welches weitere Boni bietet.
Du kannst dir Erben aussuchen. Armeen ohne General können Generäle durch Siegreiche schlachten hervorbringen.
Es kommen events in denen man irgendwen Adoptieren kann oder verheiraten kann. Was wiederum in neuen Generälen resultiert die Teilweise echt sehr brauchbar sind.
zB:
Ein junger 16 Jähriger General der schon 5-7 "Sterne" (die fähigkeit des Generals im Kampf) hat - hat super Potenzial mal mit 40 ein perfekter general zu sein, welcher deine Hauptarmee zum sieg führt.
Der Senat von Rom is teilweise beeinflussbar. Aber nicht in einem riesen Umfang. Und kann man getrost so vor sich herlaufen lassen teilweise.
Imperator Rome
Verschiedene Ressourcen die in der Theorie alle sehr interessante Mechaniken ermöglichen würden.
Vor allem weil man den mtl. Zuwachs durch seine in der Regierung verwendeten Charaktere einigermaßen beeinflussen kann.
Aber im Grunde wartet man auf Gold, Militärmacht usw um mit einem klick irgendwas zu aktivieren was entweder total egal ist, uninteressant umgesetzt oder einen zu geringen bonus gibt.
Abgesehen davon, dass die Militärtraditionen irgendwie totlangweilig gestaltet sind.
Beispiel:
Für Religionsmacht kann man Omen aktivieren. Und dann stapelt man die Währung bis ins unermessliche. Sofern man keine riesen Nation spielt oder nicht grad schon die halbe welt erobert hat.
Denn..
Mit Religionsmacht kann man Sklaven,freie Männer, Stammesmitglieder und Bürger im glauben konvertieren um deren zufriedenheit zu erhöhen und sie näher an die eigene kultur zu bringen.
Klingt soweit ganz interessant.
Aber..
1. Ist das total egal - da man irgendwie keinen sehr spürbaren negativen effekt hat wenn ein Bürger Anstatt 100% nur 80% Happy ist. (beispielhaft jetzt)
2. und das is der wichtige Grund - Man muss es für jeden Bürger einzeln machen. Gut solang man eine kleine Nation hat is das halb so wild. Klickste halt ein paar mal und gut is.
Aber mach das mal in einer großen nation oder nach einer großen eroberung.
Kannste schön in einer lieblos und unübersichtlich gestalteten liste permaklicken.
Da kommt freude auf.
Der Excel Simulator 2019.
Dann kommen wir zum Gold.
Meiner Meinung nach steht das so außerhalb der Balance. Armeeunterhalt, Festungsunterhalt usw sind in meinen Augen jenseits einer angemessenen Balance.
Und 100 Gold pro gebauten Gebäude (welche zugegeben total egal eigentlich sind) ?!
Für 100 Gold kannste 10-20k mannstärke ins Feld führen. (zwar nicht unbedingt unterhalten - aber rekrutieren).
oooder ich bau für das gold eine kornkammer - welche meine sklaven zufriedener macht.
Warum auch immer meine Sklaven dadurch zufrieden werden?^^
Bei den Charakteren fehlt mir jegliche Interaktion mit diesen.
Alle augenscheinlich Relevanten werte sind es nicht. Loyalität scheint mir auch fast egal zu sein. Und zur not bestechen oder durch ein paar Forschungen loyalität erhöhen.
Dann kann ich selbst keinen Erben einer Monarchie bestimmen. Nervt mich auch total.
Ich hab keine Bindung zu den Verfügbaren Familien.
Es is total egal welcher Hampelmann das Land regiert. Die bonis die der ein oder andere mitbringt sind einfach unerheblich und egal.
Zumal ich mir ja eh nicht direkt nen anderen Erben aussuchen darf.
Da is die demokratie von Rom schon ein wenig besser gelungen - aber weit davon entfernt befriedigende Spielerlebnisse zu bieten.
Mein persönliches Fazit:
Beachtet man das alter von Rome Total War - ist man (ich jedenfalls) erstaunt was früher schon alles so ging. Das enttäuscht mich umso mehr, dass es heutige Spiele einfach nicht hinkriegen dinge richtig zu machen.
Rome Total War hats in vielen Punkten vorgemacht. Hätte man einfach kopieren können und bissl anders nennen. (also div. mechaniken und features - nicht das spiel)
Was die Qualität des Inhalts angeht, finde ich dass Rome TW weit vor Imperator Rome kommt. Es wirkt einfach ausgereift und durchdacht.
So als hätte der Entwickler selbst das spiel mal gespielt.
Natürlich gab es 2004 noch kein unsägliches DLC System - auf das die Spiele schon in der Entwicklung hin entwickelt werden.
Weniger ist manchmal mehr. Qualität > Quantität. Und Rome TW überzeugt mMn derzeit in Qualität und in Quanität.
Bis Imperator Rome dort ist, vergehen noch Jahre und neben den 40€ darf man dann nochmal 60€ für insgesamt 3 DLCs ausgeben.
So far,
Grüße
Über kommentare, ergänzungen und sachlicher kritik würd ich mich freuen!
Rome - Total War (der erste Teil).
Zunächst zielt creative assembly garnicht darauf ab ein "grand strategy game" zu sein. Macht es im Kampagnenmodus aber in fast jeder hinsicht besser als es Imperator Rome tut. Und das Spiel ist 15 Jahre alt.
Fangen wir mal an, und versuchen so objektiv wie möglich zu bleiben.
Dieser Vergleich bezieht sich auf die Kampagnenkarte von Rome Total war. Der Schlachtensimulator ist erstmal außen vor in den direkten Vergleichen.
Die Nationen
In Rome:TW
Hier haben wir unterm Strich weniger spielbare nationen. Aber die Nationen sind wesentlich differenzierter. Die meisten Nationen haben ein einzigartiges Gebäude oder zum mindest eine einzigartige einheit.
z.B. Berserker der Germanen, Spartanische Hopliten aus Sparta, Kataphrakt-Kavallarie aus Parthien, Streitwagen aus britannien usw.
Es sind spürbare unterschiede im spielstil der Barbarenhorden, der grieschichen hoplitenarmeen, der reitervölker, der karthagischen elefanten oder den römischen legionären zu erkennen.
Das bringt einen erheblichen wiederspielwert und ein deutlich anderes gefühl.
Ich persönlich kann durch diese einzigartigen Einheiten, Gebäude und taktiken eine deutlich rollenspiel ähnlichere verbindung zu der nation aufbauen.
In Imperator Rome
Wir haben jede menge Spielbarer nationen und stämme. Leider sind der großteil davon generisch und bieten daher keine einzigartigkeit. Und damit gilt für mich Qualität > quanität.
Es gibt keinen einzigen unterschied in den gebäuden. Keinen unterschied in den einheiten.
Wenn man alle ressourcen einhandelt, kann man ebenso schwere infanterie bauen wie römer oder berittene bogenschützen wie sarmatien falls man steppenpferde kriegt.
Fairerweise muss man sagen, dass beritt. Bogenschützen eine gewisse einzigartigkeit bieten - da sie relativ stark limitiert in der verfügbarkeit sind.
Für elefanten mag das gleiche gelten. Aber einzigartig per definition sind beide einheitentypen damit nicht.
Einheiten heißen zwar bei barbaren anders als bei römern. Aber das ist der einzige unterschied.
Also demnach leider keine einzigartigen Einheiten mit einzigartigen Vorteilen.
keine...
- Spartiaten bzw generell Phalanx Infanterie
- keine Beserker
- keine prätorianischen Kohorten
- Keine Kriegshunde
- keine "kreischenden Frauen"
...
also keine Einheiten die mit gewissen Fähigkeiten den ausgang von schlachten und kriegen beeinflussen könnte.
Die Gebäude
Rome:TW
Hier bietet uns das Spiel eine große Palette an Gebäuden. Unter anderem können wir Städte eher militärisch ausbauen oder wirtschaftlich. (Farmen, Kasernen, Schießplätze, Straßen usw)
Viele der Gebäude sind gängige Standartgebäude die man in den meisten Strategiespielen findet.
Zusätzlich kann man aber in römischen Städten eine Arena bauen (Kolusseum) und in Barbarischen Städten div. schreine oder andere heidnisch geprägte gebäude. Welche u.A. div. Bonis oder Einheiten freischalten.
Wir können gezielt Schiffswerften in Regionen errichten. Straßen ausbauen, Landwirtschaft ausbauen oder ganze Regionen als Militärische Schmieden umfunktionieren.
Man ist nicht stark limitiert in dem Bau. Die Stufe der Siedlung/Stadt gibt an, welche Gebäude verfügbar werden.
Imperator Rome
Wo fang ich da an, damit es noch objektiv bleibt...
Nun, wir haben 4 Gebäude. Egal obs ein Dorf ist, eine Stadt oder eine Metropole.
Wir sind stark limitiert in der Anzahl der Gebäude. Mit Steigender bevölkerung können wir einen gebäudeslot mehr belegen.
Die meisten Städte haben 2-4 Bauplätze standartgemäß.
Die Gebäude bieten nur relative Vorteile für EINE BEVÖLKERUNGSGRUPPE.
Kornspeicher -> beeinflussen Sklaven und "kurbeln" das Bevölkerungswachstum in einem zu geringen Maß an.
Festungen -> naja, Erobern des Gebiets verzögert sich und man bekommt kleine Bonis auf Verteidigungen. Kostet aber ein Schweinegeld so ne Festung im Unterhalt.
Kasernen -> geben mehr Rekruten.. (Gilt nur für Freie Männer und Stammesmitglieder)
Marktplatz -> erhöht Steuer und Handelseinnahmen und erhöht Zivilisationswert, der ebenfalls wieder Steuern und Handel beeinflusst.
Generell ziemlich fragwürdig. 4 Gebäude in einem "GRAND STRATEGY GAME"?! mh..
Warum kann ich keine Häfen dort bauen wo ich will?
Warum kann ich kein Kolusseum bauen?
Warum kann ich keine Tempelanlagen, Schreine oder sonstiges Bauen?
mir fehlt hier ganz klar die komplexität eines Grand strategie games..
Der Handel
Rome:TW
Der Handel in Rome:TW ist zugegeben, komplett passiv und nahezu nicht existent.
Man geht mit einem Diplomaten zu einer Fraktion, fragt nach Handelsrechten und schon handelt man passiv.
Die Ressourcen, welche auf der Map durch eroberung zu ergattern sind, erhöhen die häufigkeit und den wert des handels.
Man beeinflusst also nur sehr bedingt den handel.
Imperator Rome
in der Theorie ein nettes konzept. Leider kann man Exporte garnicht beeinflussen und man muss teilweise glück haben, dass einem die nicht gewollten überschüsse abgenommen werden.
Mag evtl. realistisch sein, aber bei einigen der kleinen Nationen ist man zwingend drauf angewiesen um überhaupt einnahmen zu erzielen.
Das Überschüsse und ressourcen relative Bonis geben halte ich für sehr interessante Ansätze.
Leider mangelhaft umgesetzt. Teilweise sind die Bonis unwichtig, zu schwach oder viiiel zu stark.
Da bedarf es mMn noch einiger anpassungen damit das handelssystem interessanter wird.
Jetzt nimmt man alle exporte an, außer die - welche den Hauptstadtüberschuss einer guten ressource entfernen würde und dann wartet man.
Militärische Konflikte
Rome:TW
Hier bietet uns das Spiel wieder (je nach Nation) eine kleine bis extrem große Palette an einheiten.
Wie oben beschrieben gibt es einzigartige Einheiten pro nation. Schwere Römische Kohorten, Phalanxinfantiere usw.
Durch die Einheitenvielfalt und die Unterschiede der militärischen Kultur einer Nation ergeben sich sehr taktische Kämpfe und möglichkeiten.
Als Bonus kommt hierzu noch, dass man die gesamte Schlacht inkl aufstellung manuell vornehmen kann und damit hat Rome TW eigentlich eh schon in dieser Hinsicht gewonnen
Ferner müssen angeschlagene Einheiten zurück in eine Stadt um dort wieder Reorganisiert zu werden.
Ein Zermürbungssystem entfällt aber leider gänzlich.
Generäle haben gefühlt mehr einfluss auf die gefechte.
Generäle erhöhen ihre militärischen Fähigkeiten durch Gefolge und erlangte Fähigkeiten. Welche direkten Einfluss auf die Moral und Fähigkeiten der Truppe im Kampf haben.
z.B. das Söldnergefolge, welches Bonus Kommando gibt. Oder Militärgenie, welches wiederrum +3 Kommandofähigkeit gibt und die Armee immer weiter verbessert umso mehr Schlachten man gewinnt.
Einheiten steigen deutlich besser in der Erfahrung auf und verlieren nicht im höheren Maße erfahrung durch verluste als durch siege gewonnen wird.
Einheiten sind durch bestimmte gebäude verbesserbar. Was ihre Kampfkraft steigert.
Generäle sind in der Lage Söldner lokal anzuheuern. Und zwar immer nur sehr limitiert und nicht gleich riesige Armeen, welche in I:R. einfach oft unfair stehen und total game breaking sein können.
Generäle können kleine Forts errichten um zB. einen Gebirgspass zu "sperren". Gibt wieder unheimlich taktische Tiefe.
Und zu guter letzt:
Hochwertige Truppen konnten mit überwältigen Überzahlen der gegnerischen Armee trotzdem gewinnen oder zum mindest einen sehr hohen Einfluss auf folgende Begegnungen haben. Indem man zB Phalanx Infanterie im manuellen Modus so positionierte, dass ein Engpass entstand. ( wie in 300 ).
Imperator Rome
Wie schon gesagt... Leider einheitsbrei.
Alle nationen bauen die gleichen Einheiten sofern Ressourcen eingehandelt wurden.
Generäle sind einheitsbrei - steigen nicht im militärischen Geschick auf durch siege. (und falls doch, dann soooo selten das ich es nach 15 Stunden gametime noch nicht einmal gesehen habe)
Keine taktische tiefe. Die voreinstellungen der Armeen (Nahkampf, Hit and Run usw) sind zwar soweit ganz nett, hat aber gefühlt keinen einfluss auf schlachten.
Aber allgemein gilt : größerer Armeeknubbel gewinnt.
(div. male getestet. zB mal 5000 schwere Infanterie gegen 8000 leichte antreten lassen. Angeblich soll schwere inf. einen nicht unerheblichen bonus gegen leichte haben... aber war wohl nix
Einheiten verlieren mehr Erfahrung als sie kriegen. (typisches Paradox problem - ähnliches stellte ich immer wieder in HOI 4 fest)
Egal wo die Armee ist, wenn sie nicht kämpft oder belagert, stellt sie automatisch kampfkraft her.
Mag in gewisser weise realistisch sein - aber nicht in diesem ausmaß.
Automatische reorganisation von armeen is absoluter schwachsinn.
Keine upgrades für einheiten.
Keine wirklich taktische Karte. Da immer nur von Region zu Region bewegt wird.
Zu guter letzt ein zweischneidiges Schwert:
Das Supply/Zermürbungssystem.
Einerseits eine tolle sache, dass zB schwere Infanterie in der Wüste eher zu grunde geht, als leichte Infanterie. Und das überhaupt soldaten in wüsten beim durchmarsch verrecken.
Das ist wirklich toll und gibt einem zu denken bevor man mit seiner armee loszieht.
Auf der anderen seite ist das abseits der wüste teilweise soooooooooo bescheuert.
In einer Region kann ich 30.000 Soldaten ohne zermürbung unterhalten. In der direkt angrenzenden Region aber nur 6.000...
Warum?! Beides ackerland, beides hat annäherd gleich viele bürger..
absolute schwachsinniges system wie es bei HOI4 auch teilweise der Fall ist.
Dort kann man es aber durch gebäude beeinfluss
Die Diplomatie
Rome:TW
Teilweise in die Jahre gekommen. Aber Grundsolide.
Eigentlich alles was Imperator Rome auch bietet.
Negativ fällt hier oft nur auf, dass drohungen und zB verlangte Tributzahlungen ala "nehmt an, oder ich greif dich an" so gut wie nie von der KI angenommen werden. Auch wenn man mit 100.000 mann vor ihrer letzten Stadt steht und die gleich platt macht.
Aber sonst - Grundsolide. Nicht ein Hit - aber auch kein totaler Flop.
Imperator Rome
in der Theorie sehr umfangreich. Aber durch limitation von Regional- zu lokal- zu groß- zu weltmacht teilweise total unübersichtlich und unlogisch.
Drohungen klappen nur nach "zufallsprinzip". Relative Stärke usw ist nur eine vorraussetzung diesen Button überhaupt erst anklicken zu dürfen.
BÜNDNISHOPPING VOM ALLERFEINSTEN. Das ist sooo verdammt nervtötend.
Gerade die Barbarischen Ecken, die Griechische halbinsel und div. kleine Nationenhaufen verbünden sich im minutentakt wie bei "reise nach jerusalem".
Man bereitet einen krieg vor gegen ein land welches keine garantie hat, und keine verbündeten. Zwei klicks später garantiert die halbe welt und jede menge andere länder sind mit denen verbündet.
Dann bröckeln bündisse zwei klicks später wieder und alles ist wieder umgeworfen.
Man ist also immer wieder dabei die diplomatie der anderen länder minütlich aufs neue zu studieren.
Eigene verbündete sind auch wie die fahnen im wind. Heute mal so- morgen mal so.
Absolut nervig.
Vor allem weil man als kleine Nation so ganz schnell mal in eine "Falle" tappt und auf einmal 3 großmächte gegen sich hat weil man die garantierte unabhängigkeit die grad mal eben spontan erklärt wurde nicht sofort aufgefallen ist.
Teilweise auch sehr unlogische garantien. z.B. Garantieren griechische Kulturnationen irgendwelchen Barbarenkulturen am poppes der heide die unabhängigkeit.
Und dann kriegt auch jeder hans und franz überall durchmarschrechte, damit auch der letzte geologische Vorteil der map und grenzen zunichte gemacht wird.
Ressourcen, Forschung, Charaktere und Sonstiges
Rome:TW
Relativ simpel. Gold ist die währung und die ressource für alles.
Rekruten werden durch die Bevölkerung der Städte bestimmt.
Viel zu sagen gibts da eigentlich nicht.
Charaktere sind grundsätzlich nicht beeinflussbar. Nicht direkt jedenfalls.
Ein Diplomat welcher oft diplomatischen Erfolg hat, erhöht seine Skills und wird damit besser.
Ein siegreicher General wird besser im Kampf. Rekrutiert er viele Söldner, kann er Gefolge bekommen welches weitere Boni bietet.
Du kannst dir Erben aussuchen. Armeen ohne General können Generäle durch Siegreiche schlachten hervorbringen.
Es kommen events in denen man irgendwen Adoptieren kann oder verheiraten kann. Was wiederum in neuen Generälen resultiert die Teilweise echt sehr brauchbar sind.
zB:
Ein junger 16 Jähriger General der schon 5-7 "Sterne" (die fähigkeit des Generals im Kampf) hat - hat super Potenzial mal mit 40 ein perfekter general zu sein, welcher deine Hauptarmee zum sieg führt.
Der Senat von Rom is teilweise beeinflussbar. Aber nicht in einem riesen Umfang. Und kann man getrost so vor sich herlaufen lassen teilweise.
Imperator Rome
Verschiedene Ressourcen die in der Theorie alle sehr interessante Mechaniken ermöglichen würden.
Vor allem weil man den mtl. Zuwachs durch seine in der Regierung verwendeten Charaktere einigermaßen beeinflussen kann.
Aber im Grunde wartet man auf Gold, Militärmacht usw um mit einem klick irgendwas zu aktivieren was entweder total egal ist, uninteressant umgesetzt oder einen zu geringen bonus gibt.
Abgesehen davon, dass die Militärtraditionen irgendwie totlangweilig gestaltet sind.
Beispiel:
Für Religionsmacht kann man Omen aktivieren. Und dann stapelt man die Währung bis ins unermessliche. Sofern man keine riesen Nation spielt oder nicht grad schon die halbe welt erobert hat.
Denn..
Mit Religionsmacht kann man Sklaven,freie Männer, Stammesmitglieder und Bürger im glauben konvertieren um deren zufriedenheit zu erhöhen und sie näher an die eigene kultur zu bringen.
Klingt soweit ganz interessant.
Aber..
1. Ist das total egal - da man irgendwie keinen sehr spürbaren negativen effekt hat wenn ein Bürger Anstatt 100% nur 80% Happy ist. (beispielhaft jetzt)
2. und das is der wichtige Grund - Man muss es für jeden Bürger einzeln machen. Gut solang man eine kleine Nation hat is das halb so wild. Klickste halt ein paar mal und gut is.
Aber mach das mal in einer großen nation oder nach einer großen eroberung.
Kannste schön in einer lieblos und unübersichtlich gestalteten liste permaklicken.
Da kommt freude auf.
Der Excel Simulator 2019.
Dann kommen wir zum Gold.
Meiner Meinung nach steht das so außerhalb der Balance. Armeeunterhalt, Festungsunterhalt usw sind in meinen Augen jenseits einer angemessenen Balance.
Und 100 Gold pro gebauten Gebäude (welche zugegeben total egal eigentlich sind) ?!
Für 100 Gold kannste 10-20k mannstärke ins Feld führen. (zwar nicht unbedingt unterhalten - aber rekrutieren).
oooder ich bau für das gold eine kornkammer - welche meine sklaven zufriedener macht.
Warum auch immer meine Sklaven dadurch zufrieden werden?^^
Bei den Charakteren fehlt mir jegliche Interaktion mit diesen.
Alle augenscheinlich Relevanten werte sind es nicht. Loyalität scheint mir auch fast egal zu sein. Und zur not bestechen oder durch ein paar Forschungen loyalität erhöhen.
Dann kann ich selbst keinen Erben einer Monarchie bestimmen. Nervt mich auch total.
Ich hab keine Bindung zu den Verfügbaren Familien.
Es is total egal welcher Hampelmann das Land regiert. Die bonis die der ein oder andere mitbringt sind einfach unerheblich und egal.
Zumal ich mir ja eh nicht direkt nen anderen Erben aussuchen darf.
Da is die demokratie von Rom schon ein wenig besser gelungen - aber weit davon entfernt befriedigende Spielerlebnisse zu bieten.
Mein persönliches Fazit:
Beachtet man das alter von Rome Total War - ist man (ich jedenfalls) erstaunt was früher schon alles so ging. Das enttäuscht mich umso mehr, dass es heutige Spiele einfach nicht hinkriegen dinge richtig zu machen.
Rome Total War hats in vielen Punkten vorgemacht. Hätte man einfach kopieren können und bissl anders nennen. (also div. mechaniken und features - nicht das spiel)
Was die Qualität des Inhalts angeht, finde ich dass Rome TW weit vor Imperator Rome kommt. Es wirkt einfach ausgereift und durchdacht.
So als hätte der Entwickler selbst das spiel mal gespielt.
Natürlich gab es 2004 noch kein unsägliches DLC System - auf das die Spiele schon in der Entwicklung hin entwickelt werden.
Weniger ist manchmal mehr. Qualität > Quantität. Und Rome TW überzeugt mMn derzeit in Qualität und in Quanität.
Bis Imperator Rome dort ist, vergehen noch Jahre und neben den 40€ darf man dann nochmal 60€ für insgesamt 3 DLCs ausgeben.
So far,
Grüße
Über kommentare, ergänzungen und sachlicher kritik würd ich mich freuen!